Sonntag, 4. November 2012
Der Geist des Elija

Alle Grundsätze des Evangeliums befolgen

Ich möchte den Heiligen der Letzten Tage nahelegen, daß wir als eine Körperschaft von Gottesverehrern und Empfängern der Wahrheit dieser Letzten Tage nach unserem besten Vermögen alle Grundsätze des Evangeliums annehmen und befolgen. Ich habe die Neigung beobachtet, eine Auswahl unter den Grundsätzen des Evangeliums zu treffen und sagen hören: „Dieses gefällt mir, und ich werde es halten; von jenem bin ich nicht vollkommen überzeugt, und ich werde es nicht halten." Der Zweck des Evangeliums, die menschliche Glückseligkeit, können wir nur gewinnen, wenn wir die ganze Reihe der Gesetze und Prinzipien, die wir das Evangelium Jesu Christi nennen, befolgen.

Lassen Sie mich einen Vergleich aus der physischen Welt ziehen. Das weiße Licht von der Sonne besteht aus vielen Farben vom hellsten Violett bis zum dunkelsten Rot. Wenn wir alle diese Farben sorgfältig mischen, erscheint ein reines, weißes Licht; wenn aber eine Farbe fehlt, ist das Licht nicht klar. Genauso ist es mit dem großen, geistigen Farbenbild. Nur wenn wir alle Grundsätze des Evangeliums mit aller Kraft üben, sind wir imstande, für uns selbst die geistige Zufriedenheit und Glückseligkeit zu gewinnen, die das private und öffentliche Leben der Heiligen der Letzten Tage kennzeichnen sollte.

Unsere Pflicht gegenüber den Toten

Wie ich bereits sagte, hat der Herr nicht mehr Gesetze gegeben, als wir verstehen und befolgen können. Es ist uns gesagt worden, daß wir für unser Selbst sorgen sollen, um an Rechtschaffenheit zuzunehmen; daß wir unseren Mitmenschen dienen und helfen sollen, das Tor des Evangeliums für diejenigen zu öffnen, die ins Jenseits gegangen sind, ohne das Evangelium angenommen zu haben. Ich möchte etwas über dieses Gebot sprechen, damit wir einen Teil unserer Kraft und Mittel anwenden um den Toten zu dienen, die das Evangelium nicht gehört oder angenommen haben. Der Grundsatz der Erlösung für die Toten ist einer der wirkungsvollsten in bezug auf die Zügelung des menschlichen Charakters; er bewirkt, daß der Mensch selbstlos wird und ihn befähigt, in den Pfaden zu wandeln, die der Heiland für die Menschheit vorgeschrieben hat. Ferner vereinigt die Lehre von der Erlösung der Toten in sich alle anderen Evangeliumsgrundsätze. Wenn wir bedenken, daß dies Evangeliumsprinzip die Rarmherzigkeit und Liebe des Herrn für Seine Kinder enthält, indem Er es jeder Seele ermöglicht, Seligkeit zu erlangen, wenn sie die Wahrheit liebt und ihr gehorchen will, fangen wir an, einen kleinen Regriff von der unaussprechlichen Liebe und der Fülle der Segnungen des Herrn für Seine Kinder zu bekommen. Alles, was wir in der Kirche tun, ob für uns selbst oder in der Verkündigung des Evangeliums unter den Lebenden, kann in diesem großen grundlegenden Grundsatz vereinigt werden, der alle übrigen Evangeliumsgrundsätze zusammenhält: „Es ist mein Werk und meine Herrlichkeit, die Unsterblichkeit und das ewige Leben der Menschen zustande zu bringen." Es ist uns vom Propheten Joseph Smith gesagt worden, „die Erlösung der Toten ist wesentlich für unsere eigene Seligkeit". Wir haben an diese Lehre geglaubt, wir glauben heute an sie, und infolgedessen sind wir ein mächtiges, tempelbauendes Volk, das einzige tempelbauende Volk in der heutigen Welt, geworden. Es gibt denkende Männer, die erklären, daß die großen Segnungen, die dieses Volk erwarten, wohl die endgültige Wirkung von unserem Resitz und Gebrauch der vom Herrn geweihten heiligen Häuser sein werden, in denen heilige Verordnungen für die Lebenden und die Toten vollzogen werden.

Unsere nahe Verbindung mit der Geisterwelt Im letzten Jahrhundert stand der alte Prophet Elia vor Joseph Smith und Oliver Cowdery im Kirtland-Tempel und überbrachte dieser Dispensation die Schlüssel für die Erlösung der Toten. Seit jenem Ereignis ist der Geist dieses Werkes über alle Völker ausgegossen und ein neues Gefühl in bezug auf unsere Vorfahren erweckt worden. Die Menschen fangen an, in die andere Welt hineinzuschauen; und nie zuvor schien die Geisterwelt uns so nahe zu sein wie in dieser Zeit. Es scheint, daß wir bald imstande sein werden, selbst auf mechanischem Wege dem Schleier so nahe zu kommen, der die Lebenden von den Toten trennt, um uns mit Anwendung jedes menschlichen Sinnes die vollkommene Gewißheit zu verschaffen, daß die weite Welt der Geister um uns liegt. Ich spreche in dieses Mikrophon, und durch einen geheimnisvollen Vorgang werden meine Worte durch den weiten Raum getragen, durch eine unbekannte Welt, die dennoch bekannt ist — eine Welt, die ich nicht berühren kann, und die dennoch so wirklich vorhanden ist wie diejenige, welche ich jetzt durch Berührung oder mittels jedes anderen Sinnes erkennen kann. Vor zwei Monaten nahm ich eine Zeitung in die Hand und las auf der Titelseite, daß an jenem Vormittag ein Mann in New York, London angerufen und ein anderer in London seinem New Yorker Freund über das Telephon geantwortet hatte, daß auch andere während dieses ganzen Tages — vielleicht des bedeutsamsten Tages seit unserer letzten Konferenz — sich mittels jenes Instrumentes unterhalten hatten. Derartige Entwicklungen, Entdeckungen und neue Kräfte, die der Mensch gewonnen hat, bringen uns der unsichtbaren Welt näher, in der ohne Zweifel die Toten unter anderen Wesen leben, von denen wir nur eine geringe Kenntnis besitzen. Die Welt bestreitet heute ein Leben im Jenseits nicht mehr, wie sie es früher tat, weil sich Tatsachen auf Tatsachen häufen, und die Logik der Menschen davon überzeugt wird, daß es ein Leben nach diesem Erdendasein geben muß, und daß es nicht allzu verschieden von dem Leben ist, das wir hier führen, soweit es die Anwendung der Gesetze der Gerechtigkeit betrifft.

Der Geist dieser Zeit ist den Toten zugewandt

Noch auf andere Weise wendet sich der Geist der Zeit den Toten zu, denn seit dem denkwürdigen Erscheinen des Propheten Elia haben Tausende von Männern und Frauen in der Welt sich der Erforschung der Stammbäume gewidmet. Tausende von Büchern sind veröffentlicht worden, die sich allein mit den Urkunden, Namen und wesentlichen Taten derer befassen, die auf dieser Erde gelebt haben, womit uns die genaue Auskunft erteilt wird, die wir für unsere Arbeit in den Tempeln benötigen. Ich sehe dies für eine der großen Gaben an, die unserem Volk geschenkt worden sind, denn obgleich wir einer aus einer Stadt und zwei aus einem Hause sind, sind wir doch so viele, daß wir sozusagen jede Familie innerhalb der zivilisierten Welt, aus denen wir stammen, mit uns in Verbindung bringen können. Die erforderliche genealogische Arbeit ist in ziemlich großem Maßstabe für uns getan worden.

Brüder und Schwestern, die an dieser Konferenz versammelt sind, ich glaube, der Herr verlangt von uns, daß wir alle unser Haus in dieser Beziehung in Ordnung bringen; daß sich jeder Mann, jede Frau und jede Familie so vollkommen wie nur möglich eine Stammlinie ihrer Toten sichern muß, damit dadurch die Urkunden der menschlichen Familie gesammelt werden und an Zahl zunehmen, so daß wir ein umfangreiches Material erhalten, mit dem wir in den Tempeln des Herrn arbeiten können. Diese Arbeit ist nicht schwer. Jeder Mann oder jede Frau kann sie erledigen. Die Schwierigkeiten der Zusammenstellung von Namen in Stammbäume mögen durch Fachleute erledigt werden, aber jeder Mann oder jede Frau in Zion kann Namen sammeln, die später zusammengestellt werden können, und sollte dieser Arbeit etwas Zeit widmen. Vielleicht ist keiner dieser Evangeliumsgrundsätze für die Entwicklung geistiger Macht und Stärke bedeutender als derjenige, der die Erlösung der Toten betrifft. Gleichviel ob wir in der Nähe eines Tempels oder weit davon entfernt wohnen, sind wir imstande, dem bedeutenden Werk der Namensammlung unserer Toten und der Zusammenstellung zur Verwendung in den Tempeln etwas Zeit zu widmen. Die Kirche unterhält die Genealogische Vereinigung Utahs, die auf Wunsch weitgehende Hilfe in derartigen Bemühungen zu erteilen gewillt ist. Ebenso hat die Kirche, um eine doppelte Ausführung der Tempelarbeit zu vermeiden, selbst wenn unsere Zahl bedeutend wächst, seit der letzten Konferenz einen Tempel-Index vorgesehen und eingerichtet, der es jeder Person, die in den Tempel geht, ermöglicht, sich zu vergewissern, ob für diejenigen oder diejenige, für welche sie Werke tun will, dies nicht bereits geschehen ist.

Es ruht ein Segen auf diesem Werk

So wirkt der Geist des Elia innerhalb und außerhalb der Kirche und ruht auf den Leuten. Ich hoffe und vertraue, daß dieser Geist immer vollkommener in die Herzen der Heiligen der Letzten Tage einziehen möge, daß sie fortfahren, ein tempelbauendes Volk zu sein, daß wir unsere Tempel noch mehr benutzen, und daß wir durch ernste Bemühungen Mittel und Wege finden mögen, durch die diese Arbeit getan werden kann. Sowohl aus eigener Erfahrung als auch den Erfahrungen meiner Freunde habe ich die Gewißheit in meinem Herzen, daß diejenigen, die sich mit Weisheit und Geschick diesem Werk widmen, ihre geistigen Erfahrungen vergrößern, ihr Leben bereichern, und eine neue und dauernde Freude bei allen Pflichten, die zum Leben im Evangelium Jesu Christi gehören, empfinden werden.

Das Zeugnis

Ich bin glücklich, das Vorrecht gehabt zu haben, Ihnen mein Zeugnis geben zu können und kurz über einen wichtigen Evangeliumsgrundsatz zu Ihnen zu sprechen. Ich bezeuge, daß Gott, der Vater unserer Geister, lebt; daß Jesus Christus Sein göttlicher Sohn ist; daß Joseph Smith eine göttliche Mission hatte, und daß die Wahrheit des Glaubens den treuen Mitgliedern der Kirche Freude und Glückseligkeit bringt. Ich weiß, daß dieses Werk wahr ist. Gott segne uns und erhalte uns aufrecht im Zeugnis der Wahrheit, bitte ich im Namen unseres Herrn Jesu Christi. Amen

John A. Witsoe, der Stern April 1963